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Keiner geht LEER aus

KEINER GEHT LEER AUS 
Die Dokumentation der Wohnungs- und Obdachlosigkeit in Wien beziehungsweise Österreich weißt große Lücken und eine hohe Dunkelziffer auf.
Laut Fonds soziales Wien wurden im Jahr 2019 22.038 Wohnungs- und Obdachlose Personen registriert, rund 57 % davon leben alleine in Wien.

Im Zuge der Annäherung an die Thematik stellten wir fest das die Frage der Wohnungslosigkeit keine Raumfrage ist. Um leistbaren Wohnraum für alle zu schaffen haben wir versucht bestehend Raumressourcen aufzuzeigen und Konzepte für effizientere Umnutzungen von leerstehenden oder untergenutzten Ressourcen zu entwickeln. Welche Anforderungen müssen zukünftig gestellt werden, um Leerstände zu verhindern und welche räumlichen Nutzungen werden gebraucht, um ein flächendeckendes Netz an niederschwelligen Einrichtungen, leistbarem Wohnraum und eine angemessene soziale Infrastruktur zu gewährleisten?
Fragestellung:
Warum steigt die Wohnungs- und Obdachlosigkeit in einer Stadt mit vermeidlich leistbarem Wohnraum trotz steigender Leerstandsimmobilien? 

Das Projekt soll reflektieren, welche Anforderungen an den Leerstand gestellt werden müssen, um für mehr Gerechtigkeit am Wohnungsmarkt zu sorgen. Zur weiteren Bearbeitung wurden 7 Gebäudetypologien ausgewählt, darunter Büros, Wohnbauten, Hotels, Parkhäuser, Kirchen, Tankstellen und Einkaufszentren. Diese Gebäudetypen fallen laut eigener Definition entweder unter aktuelle Leerstände und untergenutzte Gebäude oder unter zukünftige Leerstände. Besonders Nicht-Wohnbauten stellen interessante und herausfordernde Möglichkeiten dar, um mehr Wohnraum für alle zu schaffen.
Die gelisteten Typologien wurden beispielhaft an einem ausgewählten Aral im 3. Wiener Gemeindebezirk bearbeitet. In Kombination aller Typologien soll so ein flächendeckendes Netz aus leistbarem Wohnraum, niederschwelligen Hilfsangeboten und einer besseren sozialen Infrastruktur entstehen, um Wohnungslosigkeit vorzubeugen und zu beseitigen.
TYPOLOGIE HOTEL:
Die Aufzeichnungen der Auslastungen von allen Wiener Hotels im Zeitraum zwischen 2004 und 2021 ermöglicht im Rückschluss die prozentuale Darstellung des Bettenleerstands in der Winter- und Sommersaison. Es ist von einem nahezu durchgehenden Bettenleerstand von 40 % auszugehen. Wenn von Wiens 59 000 Hotelbetten nahezu durchgehend 40 % oder mehr Leerstehen, ergibt dies 23 600 freie Betten, welche nicht genutzt werden. Stellt man diese Zahl den 22800 registrierten Wohnungslosen in ganz Österreich gegenüber, stellt man fest, dass man alle allein in Wiens leer stehenden Hotelbetten sofort unterbringen könnte. Durch die reine Aktivierung des Hotelleerstands würde somit niemand mehr gezwungen sein, auf der Straße oder in prekären Wohnverhältnissen zu leben.
TYPOLOGIE TANKSTELLE:
Wien verfügt über 247 Tankstellen, verteilt über alle Bezirke. Somit bilden Wiens Tankstellen ein flächendeckendes Netz, sie sind gut einsehbar, schnell erkennbar im Stadtraum platziert und ergeben eine Fläche von 197600 m². Unter Berücksichtigung des Zieles, ein autofreien Wien zu erwirken, können diese Flächen temporär zu überdachten öffentlichen Aufenthaltsbereichen umgewandelt werden. So könnten heutige
Tankstellen zur Grätzeloase von morgen werden oder als Nachbarschaftstreffpunk  oder Anlaufstelle zu Wohnberatung fungieren. Weiters sind die Grundflächen der Tankstellen auch für langfristige Umnutzungen relevant und können Standorte für neuen leistbaren Wohnraum darstellen.

TYPOLOGIE HOCHGARAGE:
Auch ohne jegliche bauliche Veränderung können Hochgaragen als öffentlicher Außenraum, Sportplatz, Urban Gardening Fläche und viele
mehr genutzt werden. Um die bestehende bauliche Substanz von innerstädtischen Hochgaragen jedoch dauerhaft in Wohnraum umzunutzen, müssten kostspielige Umbauten vorgenommen werden, um eine ausreichende Wasser- und Abwasserversorgung sowie Qualitativ hochwertigen
Innenraum zu schaffen. Jedoch bergen Hochgaragen durch ihre genormten Abmessungen erhebliches Potenzial, um temporäre modulare Systeme zu verwirklichen, welche unabhängig vom Standort einsetzbar wären.

Die Garagenmodule bieten die Möglichkeit, je nach Möblierung unterschiedlichste Bedürfnisse zu erfüllen. Sie bieten als Wohnraum
ausgestaltet die Möglichkeit, Touristen oder Personen, welche auf Wohnraumsuche sind, eine günstige und schnelle Unterkunft zu
ermöglichen. Sie können aber auch als Erweiterung des privaten Wohnraums dienen, als Hobbyraum oder Werkstatt. Es besteht die Möglichkeit, sie als reinen Arbeitsraum oder Atelier zu nutzen.

GESAMTES BEARBEOITUNGSGEBIET :
© Marlene Diana Kovacs // Monja Hintermeier (2022)
Keiner geht LEER aus
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